OFFEN FÜR LEBEN UND TOD.
Eine Geschichte über die Transparenz des Lebens.
Eine neue Art, über das Sterben nachzudenken.
Meine Urgroßmutter mütterlicherseits war meine Lehrerin des Lebens. Sie war unser Fels in der Brandung, ein Zufluchtsort der Fürsorge. Sie war 83, als sie starb, und hatte keine Anzeichen von Leiden oder Krankheit gehabt. Sie war einfach bereit zu gehen. Sie hatte ihre Lebensaufgabe erfüllt. Also wurde ihr Körper sichtbar schwächer und war innerhalb von zwei Wochen bereit, sie gehen zu lassen.
Ich war 17. Ich war 10 Minuten bevor sie starb bei ihr. Sie schüttelte sich selbst in eine Trance und ich lauschte ihrem Murmeln: „Mama, ja, ich werde meine Sachen packen und nach Hause kommen.“ Ich spürte ihre Mutter in der anderen Welt auf sie warten. Ich verlies den Raum und begann mit meinen Hausaufgaben für den nächsten Tag, während die Familie bei ihr blieb.
Kurz danach öffnete meine Mutter die Türe: „Oma ist tot.“
Als ich langsam die Treppen hinaufging, wurde mir bewusst, dass sie gegangen war. Ich würde sie nicht mehr sehen. Ich erstarrte, als ich realisierte, dass sie wirklich tot war. In diesem Moment umarmte mich eine Welle aus Licht und hielt mich mütterlich. Sie stand hinter mir, voll strahlendem Licht. Sie tröstete mich: „Ich bin nicht tot; ich bin lebendig.“ Tatsächlich pulsierte sie mit dem Leben.
Jahrelang kam sie in meinen Träumen zu mir, lehrte mich Dinge und gab mir Ratschläge, wenn ich verzweifelt war. Meine Schwester war neun Jahre alt, als Oma starb, aber sie weinte nie, nicht einmal bei der Beerdigung oder als ihr Körper der Erde zurückgegeben wurde, für immer unerreichbar für uns. Ich habe meine Schwester nie danach gefragt, ich dachte, sie war zu jung, um es zu realisieren. An einem Abend, als meine Schwester 16 war, waren wir alleine zu Hause. Schon im Bett, kurz bevor wir einschliefen, fragte ich sie: „Warum hast du nie geweint, als Oma starb?“
„Weil sie in all den Jahren danach bei mir war. Sie spielte jeden Tag mit mir. Sie hat mich nie verlassen.“ Glaube mir, ich verneigte mich vor meiner kleinen Schwester für ihre junge Weisheit und ihre Verbindung zur Transparenz des Lebens.
Ein neuer Weg, über das Geboren werden nachzudenken.
17 Jahre später war ich im Ashram in Indien, inmitten von tausend Menschen, und meine Oma kam zu mir. „Ich werde wieder geboren werden“, wollte sie mich wissen lassen.
„Bitte nicht von mir, Oma“, sagte ich.
„Nein, nein, ich werde von … (einer Freundin von mir) geboren.”
Meine Freundin hatte einen Termin zur Sterilisation und wurde drei Tage vorher schwanger. Ich habe erst nach meiner Rückkehr aus Indien davon erfahren. Aber ich habe ihr nicht erzählt, was ich wusste und genoss, wie ihr Bauch mit dieser wunderschönen Seele im Inneren wuchs, die immer mit mir flirtete. Meine Freundin bat mich, Patin zu werden, weil das Baby es sich wünschte. Jetzt war der Zeitpunkt, die Karten auf den Tisch zu legen.
Später lud sie mich zur Geburt ein. Ich hatte einen engen Terminkalender und in dem Zeitraum, wo die Geburt sein sollte, nur 3 Tage frei. Meine Freundin rief mich an und erzählte mir, dass das Mädchen ihr den Tag der Geburt gesagt hatte. Wir vertrauten der Botschaft des Babys aus dem Himmel.
Und so war ich an dem Tag dort, als sie wiedergeboren wurde. Ich war Zeugin, wie ihr Licht in diesen Babykörper eintrat, und sie bewusst auf die Erde zurückkam, mit einem Plan für ihre Seele. Sie wartete nur darauf, herauszukommen und ihre Arme zu öffnen, um uns und das Leben wieder zu umarmen. Sie hatte sichergestellt, dass ich da war, um sie zu treffen, wo sie mich verlassen hatte.
Meine Urgroßmutter wurde meine Lehrerin von Leben und Tod. Sie lehrte mich nicht durch Theorie; sie lehrte mich durch Sterben und Wiedergeboren werden.
Ich habe gelernt, dass du nicht dein ganzes Leben meditieren musst, um den Tod zu treffen oder zu durchschreiten. Die Natur weiß. Du musst einfach dein Leben ganz leben.
Die Natur hat dich in dieses Leben gebracht, als du geboren wurdest; und sie wird dich zurück in die Welt des Lichts bringen, aus der du einst kamst.
Du magst mutig sein, wenn du dem Unbekannten gegenüber stehst.
Und immer noch…
Sind wir hier, um eine begrenzte Zeit des Zusammenseins zu teilen und eine Geschichte, die wir nur einmal leben. Teile sie ganz. Kämpfe für die Liebe und für die Präsenz, allem zu begegnen, was wir haben.
Gib alles.